Rad am Ring 2016
Die Seepferdchen als Camping Profis

 

Nach unserem erfolgreichen Start bei Rad am Ring 2015 war es klar, daß diese Aktion wiederholt werden muß. Auch viele der Mitfahrer aus 2015 waren recht schnell davon angetan, den Nürburgring 2016 wieder unter die Räder zu nehmen. Aber wie das im Leben so mit langfristigen Plänen ist, manchmal kommt es anders.

So waren wir in diesem Jahr mit etwas verkleinerter Mannschaft vor Ort:
ein 4er-Team und eine Einzelstarterin über 25 km.

Ja, Einzelstarterin. Unser Ober-Smutje Wiebke wollte sich die Strecke zumindest auch mal selber ansehen, statt immer nur unsere Schilderungen anzuhören.

Aber nun der Reihe nach...


Die Vorbereitung

Rad am Ring wirkt sich schon in der Woche davor deutlich auf den Tagesablauf aus. Die Vorräte an Getränken, Pasta, Süßigkeiten und anderen Dingen auffüllen. Letzte Einkäufe am Donnerstag, Pasta-Saucen kochen (ich), Polenta-Mais-Puffer und Milchreis an den Start bringen (Wiebke) und die Kühlkette planen. Klar, daß auch seit Mittwoch dann in allen verfügbaren Kühlschränken Cola und Limo lagern und vorkühlen.

Der großzügig von unserem Sponsor Sonsteby zur Verfügung gestellte T5 mußte abgeholt, und auch bei unserem Sponsor unterwegs mußten die Sachen eingesammelt, sowie letzte Camping-Utensilien besorgt werden. Dann in  Bremen Nord das vom Ruderclub geliehene Teamcamp einladen. Der Gartenpavillon und die Biertischgarnitur sollten wieder unser Lebensmittelpunkt für das Wochenende werden. Dazu der bewährte Grill, und Gaskocher, so daß die Versorgung mit heißen Speisen und Getränken gesichert war.

Ingolf hat sich in Bremen Nord um Grillfleisch gekümmert, so daß auch die Nicht-Vegetarier ordentlich was zu beißen hatten.

 

Da wir dieses Jahr keinen Lebensmittel-Sponsor hatten, uns aber das Brot im letzten Jahr wirklich überzeugt hat, haben wir dieses Jahr kurz vor Abfahrt noch schnell ein großes Graubrot und ein Schwarzbrot von der Bäckerei Schröder in Walle geholt. Hört sich simpel an? Ist es auch... eigentlich.

Der Freitag war gut und eng getaktet. So hatte ich dann auch knapp eine halbe Stunde für das Brot holen eingeplant. Und dann vor der Bäckerei bemerkt, daß mein Geld zu Hause lag. Kurz überlegt. Ergebnis: keine Zeit um zurück zu fahren. Aber ohne Geld einkaufen? Auch schwierig. Also mein ehrliches Gesicht aufgesetzt und freundlich hinter die Theke geblickt. "Könnte ich bei Ihnen bis Montag anschreiben lassen?" Freundliche Antwort (nach kurzer Überlegung), "aber klar, geben Sie mir nur kurz Ihre Adresse." Mir fiel ein Stein vom Herzen und natürlich haben wir uns am Montag mit großem Dankeschön ehrlich gemacht.

Fazit (01): Bäckerei Schröder hat super leckeres Brot (und Kuchen und überhaupt) und super nettes Personal.
Daher an dieser Stelle ein besonderes DANKESCHÖN an Bäckerei Schröder!

 

Die Anreise

Die Rheinbrücke ist "gepserrt"... ja ne, klar.Wiebke und ich hatten ein déjà-vu. Wieder Ferienwochenende wieder viel Verkehr aber dazu in diesem Jahr auch noch Regenschauer. Die Schreibfehler auf den Anzeigetafeln konnte mein Handy leider nicht wirklich lesbar aufnehmen. Es hat doch einen gewissen Humor, wenn die elektronische Anzeigetafel darauf hinweist, daß die Rheinbrücke für LKW "gepserrt" ist.

Angekommen in der Eifel und vor der "Grünen Hölle" fiel wieder einmal auf wie "grün" diese wirklich ist! Daß dies nicht von ungefähr so ist, konnten wir auch in diesem Jahr erfahren aber im Vergleich zum Wetter im letzten Jahr war das alles mehr als harmlos.


Der Aufbau / Die erste Nacht

Gutes Stauen ist das A und O - auch bei großen Autos.Direkt nach dem Ankommen wurde zunächst einmal wieder der Pavillon aufgebaut und die Küche eingerichtet. So konnte dann auch direkt nach dem Aufbau der Zelte unsere persönliche Pastaparty starten. Mit kleineren Resten haben wir noch unsere sehr spät angekommenen und sehr hungrigen Parzellennachbarn glücklich gemacht. Geht doch nix über eine gute Nachbarschaft. Vor allem eine Nachbarschaft mit Vorteil für unsere zwar sportlich fitten, aber ansonsten etwas verpeilten Nachbarn... wir haben dann doch noch im Laufe der Zeit so einiges leihweise rüber gereicht.

Die Zeiträume zwischen dem Einschaufeln einzelner Nudel-Portionen haben wir immer wieder für den Wetter-Check genutzt. Hier die Ergebnisse:
- 4 Apps bringen mindestens 6 unterschiedliche Vorhersagen zustande
- Wettervorhersagen die eben noch stabil "kein Regen bis Sonntag mittag" gesagt haben, wechseln innerhalb von Sekunden auf ganz andere Aussichten
- Auch sehr klein aussehende und eigentlich vorbeiziehende Flächen auf dem Regenradar reichen für 40 Minuten Starkregen.

Aufbau steht - das Rennen kann kommen.Gegen 01:00 Uhr kam der Regen der gegen 23:00 noch nicht in Sicht war. Und er war wieder mal heftig! Ein halbwegs ängstlicher Blick aus dem Transporterfenster zeigte aber zumindest, daß der Pavillon noch steht. Morgens dann die vorsichtige Erstbegehung und die erleichterte Feststellung "Alles ziemlich gut". Wir hatten am Abend trotz der guten Aussichten die empfindlichen Sachen noch halbwegs regensicher verpackt und so waren die Regenrückstände nach Abwischen von ein paar Flächen dann auch beseitigt.

Also konnte gefrühstückt werden... sofern das bei der steigenden Vor-Renn-Aufregung möglich war. Aber zum Glück hat jeder von uns ausreichend Wettkampferfahrung und im Laufe der Zeit auch eine Technik entwickelt, Müsli und Brötchen irgendwie noch durch einen immer enger werdenden Hals zu schieben.

Ansonsten war die Stimmung entspannt. Das Wetter bot uns ca. 20 Grad und Sonne. Beste Voraussetzungen, um die Zeit auf der super-bequemen Outdoor-Couch zu verbringen. Da liegt man so bequem, daß man eigentlich nicht wieder raus möchte; vor allem nicht, um sich dann durch 500 Höhenmeter zu quälen. Aber: wir waren ja nicht nur zum Spaß da!

 

Das Rennen

Dieses Jahr ging es wirklich um 12:00 Uhr mit den Starts los und es sollten auch wirklich 24 Stunden gefahren werden.

Als erstes von unserer Gruppe ist Smutje Wiebke beim 25km-Jedermannrennen gestartet. 15 Minuten später ist dann auch Ingolf auf die Startrunde vom 24-Stunden-Rennen gegangen. Und nein, er hat sie nicht mehr eingeholt... auch, wenn es knapp war.

Die beiden sind durchaus kaputt aber zufrieden von der Runde zurückgekommen. Aus den Berichten zu schließen war es bei der ersten Runde auch nicht so eng wie letztes Jahr, obwohl da die Einzelrennen wegen des Wetters abgesagt wurden.

Nachdem wir im letzten Jahr die Nordschleife aufgrund der Rennverkürzung nicht ganz so intensiv genießen konnten, waren die Eindrücke schon wieder ein wenig verblaßt, bevor ich auf die Strecke ging. Aber die direkte Anfahrt nach dem Start frischte die Erinnerung auf.
Der Kurs ist  noch immer der Hammer und taugt für Grenzerfahrungen (sowohl in den Abfahrten, als auch den Anstiegen).
560 hm auf 25 km (von denen aber ca. 300 hm zwischen km 11,5 und 15 liegen) und 83 Kurven die man (wenn die Strecke frei ist) mit dem Rad ohne zu bremsen fahren kann... Technik und Mut vorausgesetzt. Sicherlich hat die Strecke auch auch sagenhafte Aussichten. Nur, daß ich - wie wahrscheinlich die Mehrheit der Teilnehmer - dafür echt kein Auge hatte.

Auch wenn mein Garmin 520 barometrisch mißt... die Höhendifferenz auf identischer Strecke beträgt bis zu 12 Metern, wie man hier gut sehen kann. 

Wiebke hatte also Ihr Soll erfüllt (Ergebnis 7. von 17 Frauen und 3.(!!) ihrer AK) und konnte sich nach kurzer Regenerationsphase wieder um die Versorgung kümmern... Nudeln kochen. Etwas später wurde dann auch der Grill angeworfen und die ersten Würstchen auf den Weg gebracht.

Währendessen ging das Rennen Runde um Runde seinen Weg. Unsere Parzelle lag im gleichen Bereich wie letztes Jahr, so daß wir auch die dort eingeübte Wechselroutine wieder umsetzen konnten. Unser Rundenschnitt tagsüber lag ziemlich genau bei einer Stunde und zum Glück konnten ja dieses Jahr alle ein paar Runden im Hellen drehen bevor es Richtung Nacht ging.

 

Dann mußte die Strategie für die Nacht besprochen werden. Das Ergebnis war:
Joey fährt zu Nachtbeginn eine Doppelrunde und holt damit eine Nachtrunde vor.
Melanie setzt eine Runde aus.
Ingolf und Stefan bleiben beim normalen Rhythmus.

Falls jemand fragen sollte... Ja, man muß schon einigermaßen verrückt sein, um sich nachts um 02:00 oder 3:00 oder wann auch immer aus einem kuscheligen Schlafsack zu pellen, in bereits nassgeschwitzte Radklamotten zu steigen, um dann auf den Wechsel zu warten und mitten in der Nacht mit dem Fahrrad über den Nürburgring zu fahren. Die Abfahrten sind nicht ganz so rasant aber die Steigungen immer noch genauso steil, nur gefühlt doppelt so lang... Und nein, es gibt dafür auch keine entschuldigende Erklärung wie "man macht da ganz besondere Erfahrungen und findet zu sich selbst". Die Nacht gehört halt zu den 24 Stunden. Punkt. Aber ich war verdammt froh, daß ich meine Runden um ein Uhr abgeschlossen hatte und Ingolf sich die Schweine-Stunden mit Stefan geteilt hat.

Und irgendwann war auch diese Nacht vorbei. Keine Stürze, keine Platten, noch immer gute Stimmung, wenn auch die Kräfte mit dem neuen Tag nicht alle aufgewacht sind. Das Frühstück hat aber allen wieder Kraft gegeben, auch die letzten Runden zu schaffen.

Die Rundenzeiten in der Nacht waren dann doch länger als jeweils eine Stunde. Somit war klar, daß das Ziel von 24 Runden nicht mal ansatzweise zu schaffen sein würde. Das war doch zu ambitioniert; aber man muß ja Ziele haben.
Also mußte schnell mal überlegt werden, wer in welcher Reihenfolge noch fahren würde. Ingolf hatte so oder so noch seine Vormittagsrunde vor sich. Auch Stefan sollte nochmal ran. Eigentlich wäre dann auch für Melanie noch eine Runde dabei gewesen. Aber wahrscheinlich steckte ihr schon die aufziehende Krankheit in den Knochen (die sie dann ab Montag komplett lahm gelegt hat), so daß ich ihre Runde übernommen habe. Das war dann auch die Schlußrunde.

Im letzten Jahr haben wir (leider erst nach der damaligen Zieldurchfahrt von Michael) erfahren, daß sich die anderen Teammitglieder vor der Zielgerade einordnen können, damit die Teams zusammen über die Ziellinie fahren können. Daraus haben wir gelernt und können daher in diesem Jahr ein amtliches Zielfoto und jeder eine Medaille mit nach Hause nehmen.

 

Und das war es... Rad am Ring 2017... und dieses Mal wirklich 24 Stunden lang.

Unser Ergebnis:
21 Runden

 

Nach dem Rennen ist vor dem Rennen

(a.k.a. die Profis kommen!)

Es hab dieses Jahr eine Neuerung bei Rad am Ring: das Rudi-Altig-Rennen am Sonntag. Eigentlich war geplant, daß er selber dieses Rennen auch anschießt. Leider ist es dazu nicht mehr gekommen, da er wenige Wochen vorher seinem Krebsleiden erlag. Sehr traurig.

Aber in seinem Sinne startete dann an Sonntag Mittag das Rennen der UCI Kategorie 1.1 (1.1. steht für Ein-Tages-Rennen der Kategorie 1, also die zweithöchste Rennkategorie). Viele Teams mit Ihren U23 Profis, die auch allesamt richtig Gas gegeben haben.

Aufgrund des Rennens war es nur in einem kleinem Zeitfenster möglich, vor Ende des Profi-Rennens abzufahren. Wir haben uns gegen die Hektik und für ein erneutes Anwerfen des Grills entschieden. Außerdem verlief die Rennstrecke wieder direkt vor unserem Zelt lang. Keine Frage, daß wir immer am Rand standen und angefeuert haben.

 

Mann, die sind echt die Anstiege hoch geflogen. Und die Service-Wagen mußten richtig Gummi geben, um dran zu bleiben.

Zum Abschluß kam noch ein Versorgungsposten vom Team Bora und hatte uns aus seiner großen Box schnell ein paar Trinkflaschen als Souvenir geschenkt - netter Zug. Ich hätte auch die Laufräder genommen, die er unterm Arm hatte... aber von denen wollte er sich dann doch nicht trennen.

Nach einem kurzen Regenschauer haben wir alles in Ruhe verpackt und sind aufgebrochen in Richtung Heimat. Mit weniger Verkehr aber noch mehr Regen.

...es zog noch mal ein böses Wetter auf. Aber das war dann doch nur ein Schauer von 30 Minuten Dauer.

Vorbildlich: nachdem die Teams abgebaut hatten, war der Rasen picobello sauber. Da hat keiner seinen Dreck liegen lassen. Manche Festivals können sich daran ein Vorbild nehmen. 

Fazit:
Alle Menschen und alle Räder sind heil geblieben!
Die Eifel kann kein Nieselregen.
Es geht nix über ein gutes Teamcamp und gutes Essen.
Auf dem Rad werden wir niemals zu den Besten gehören aber wir haben mächtig Spaß!
Es war anstrengend!!! Es war sehr lustig!!! Und im nächsten Jahr sind wir hoffentlich wieder dabei!!!


Ein großes Dankeschön an unseren diesjährigen Sponsoren Soensteby und unterwegs!